Von der Leserempfehlung zum Überraschungskandidaten
Nach einem veröffentlichten Artikel bekamen wir den Tipp, doch mal einen Ararat zu probieren. Die armenischen Brandies wären spannend, hätten eine große Bandbreite und bräuchten sich hinter den französischen Vertretern der Weinbrände nicht verstecken.
Das wollten wir natürlich auch einmal testen. Gesagt, getan. Voila, der Ararat- Armenian Brandy Aged 5 Years kam zu uns nach Hause.
Warum wir von diesem Weinbrand am Ende so überrascht waren, was Preis-Leistung angeht, werdet ihr am Ende dieser Review verstehen. Kleiner Fakt zum Anfang: preislich ist er in der Cognac-Kategorie einzuordnen.
Nun hat man Armenien, also ich zumindest nicht, sofort als vorzüglichen Weinbrandproduzenten im Kopf. Demnach war ich sehr neugierig. Armenien hat eine spannende Geschichte zu bieten. Nur im Kleinen Exkurs, in Bezug auf die Unternehmensgeschichte, teile ich hier und weiter unten, immer mal wieder, ein paar Fakten. Nerses Tairan destillierte als Erster im Jahre 1887. Sein Cousin war Winzer und inspirierte ihn zu den Destillaten. 1899 wurde die Brennerei an die russische Firma Shustov and Sons verkauft. 1998 wurde das Unternehmen Teil der Pernod Ricard Group. Einem weltweit führenden Unternehmen für Premium Spirituosen.
Die Verpackung und die Flasche des Ararat – Armenian Brandy Aged 5 Years
Er kommt stilsicher in einem schönen Etuikarton. Er ist minimalistisch aber hübsch gestaltet. Braun- und goldfarben mit erhabener Goldprägung. Der Name Ararat, die fünf Sterne darunter und darunter das Gründungsjahr 1887. Darüber der Adler im A für Ararat, das Alter mit der Auskunft Aged 5 Years und darüber Armenian Brandy.
Am Fuße des Karton ist, als Silhouette, der Berg Ararat zu erkennen. Geografisch zwar zur Türkei gehörend, ist er der Stolz der Armenia. Sie haben ihn in beinahe allen Firmenlogos oder Wappen. Am Fuße dieses Berges befinden sich die Anbaugebiete der Armenischen Weine, die gesetzlich genauso streng geregelt sind wie die von allen anderen Weinbränden auch. Diese Weine heißen Rkaziteli, Mskhali, Garan Dmak, Kangu und Voskehat und kommen aus der Region Tavush. und davon steckt natürlich einiges in der karaffenanmutenden Flasche.
Sie spiegelt, natürlich aufeinander abgestimmt, den Etuikarton wieder. Dazu sei gesagt, dass die Flasche 70cl und 40% Volumenprozent Alkohol enthält. Als haptische Glasgravur ist wieder der Adler im A, das Gründungsjahr und unterhalb des Etiketts ein Ornament fühlbar.
Der erster Eindruck
Alles zusammen und auch das Etikett, lässt es erkennen, dass wir hier ein sehr hochwertiges Produkt in den Händen halten. Der Ararat ist für seine 5 Jahre recht jung aber dunkel. Ein hübsches Kupferbraun lässt vermuten, dass hier mit Zuckercouleur nachgefärbt wurde. Tatsächlich lese ich auf der Ararat Homepage, dass sie Farbe, Geschmack und Aromen dazugeben. Bei diesem Produkt wird ein Naturkorken verwendet, der mit einer Kunststoffkapsel verziert ist, der das Karaffendesign wieder aufnimmt. Die Armenier sind sehr stolz auf ihren Weinbrand. Nicht nur, dass er früher an den kaiserlichen Hof nach Frankreich exportiert wurde und bis heute etliche Preise gewonnen hat. Die Yerevan Brandy Company war von Anfang an ein sehr erfolgreiches Unternehmen. Während der Revolutionen, Pogrome und Plünderungen wurden die Keller mit den lagernden Spirituosen auch mehr als mutig verteidigt. Als 1922 verstaatlichtes Unternehmen, während der Zeit der UDSSR zum Monopol gereift, ist es 1998 wieder privatisiert worden.
Was sagt also das Stück Geschichte im Glas und in der Nase?
In der Nase finde ich ihn wunderbar fruchtig, nach der bekannten Schoko-Kirsch-Praline. Ich nehme kaum Holz wahr. Dafür Vanille, Marzipan und etwas Trockenobst.
Jetzt können wir also auch das Diplomaten-Getränk der Sowjetunion probieren. Während dieser Zeit wurde der Brandy schon lange als Luxusprodukt wahrgenommen. Zu der Zeit entstanden auch die Brandy Akhtamar, Vairi und Dvin, von dem führenden Experten Markar Searakyan. Dieser war auch dafür verantwortlich, dass die Yerevan Brandy Company den Umzug ins, bis heute, prestiträchtige Gebäude 1953 vollzog.
Ararat war schnell nach dem Export nach Frankreich, 1902, ein Exportschlager. 1903 wurde schon mehr als die Hälfte der konsumierten Brandies in Russland aus Armenien importiert. Und dieses Erfolgsstory ging natürlich weiter.
Der Ararat im Geschmack und im Abgang
Beim ersten Kontakt finde ich ihn scharf. Das vergeht aber sofort und er wird weich und versöhnlich. Die Geschmacksentfaltung ist schnell und langanhaltend. Der Ararat überrascht mich mit einer Weichheit mit der ich nicht gerechnet hätte. Kennen wir doch von unseren osteuropäischen Freunden gerne die verschiedenen Feuerwasser.
Dieser hier hat aber nicht die Folter der Geschmacksknopsen im Sinn, sondern nur Genuss. Er explodiert sofort auf der Zunge und schmiegt sich an mit Noten von Vanille und und Karamell. So samtig auf der Zunge und wärmt den Magen so schön. Für mich schmeckt er tatsächlich mehr likörartig und hat kein schmeckbares Rendevouz mit der Eiche gehabt.
Dabei gibt sich die Yerevan Brandy Company sehr, sehr viel Mühe mit ihren Fässern. Sie stellen sie in ihrer eigenen Werkstatt her. Nur 70 Jährige kaukasische Eichen dürfen dran glauben. Es dauert mehrere Jahre von der Vorbereitung der Dauben bis zur Montage.
Das Ranking
So nun kommen wir wieder zur allseits beliebten Bewertung. Jens und ich waren uns einig, dass wir zwischen 75 und 80 Punkten schwanken. Nun möge man sich einbilden, dass man die 300 Sonnenstunden pro Jahr, die mühsame Handlese und die schonende pneumatische Pressung schmecken könnte. Ich finde ihn sehr nett. Mir fehlt aber der Tiefgang, den ich von den Armagnac und guten Cognac gewohnt bin. Er ist weder Cognac, noch spanischer Brandy, noch Armagnac und auch die hochwertigen deutschen Weinbrände kommen mit einer größeren Geschmacksvielfalt daher.
Ich möchte ihn eigentlich lieber für sich allein betrachten. Der Ararat ist ja auch eine eigene Sparte für sich.
Da mir noch die Vergleichsmöglichkeiten fehlen, was definitiv nicht so bleiben wird, gebe ich ihm 75 Punkte.
Zusammenfassung
Absoluter Überraschungskandidat und nicht der Letzte seiner Art in meinem/unserem Schrank, ist er absolut eine Empfehlung wert. Hier sei noch erwähnt, dass der Ararat im Pot-Still-Verfahren zweimal destilliert wird. Allerdings anders als die Franzosen nicht über dem Feuer, sondern viel langsamer und schonender, über heißem Wasserdampf. Ich finde, er passt hervorragend zur Weihnachtszeit. Er wärmt den Magen, die Vanille und die Früchte machen Stimmung auf mehr und ich wünsche mir schon wieder einen Kamin oder zumindest eine heiße Badewanne.
Preis-Leistung
So unser 5-jähriger Kandidat der Ararat ist im 20-30€ Bereich zu bekommen. Das finde ich zum ausprobieren mehr als in Ordnung. Mit steigendem Alter werden die Preissprünge dann aber sehr schnell viel höher. Durch die mutige Verteidigung während der bewegenden Geschichte dieses Landes gibt es sogar 50 und 70 jährige Vertreter. Für diese brauchen wir aber noch das nötige Kleingeld. Ich finde es immer wieder spannend, wenn Master Blender, wie bei diesem Unternehmen, aus über 700 Spirituosen einen Brandy vermählen, der mit jedem Alter im Fass nur noch mehr Raffinesse dazu gewinnt.
Soll heißen, unbedingt kaufen.
Affiliate Link und Verkaufsempfehlung
Ob als baldiges Weihnachtsgeschenk oder alleiniges Vergnügen. Er taugt zu fast allem. Für mich wird er jetzt insgeheim, natürlich ganz liebevoll gemeint, “Oma Friedas Lieblingswässerchen” sein…
Und das Rezept, von der Ararat Webseite gepriesen, mal eine Kugel Vanilleeis damit zu garnieren, werde ich auf jeden Fall ausprobieren.
Teilen. Teilen. Teilen…
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Bis bald und vielen Dank fürs lesen.
https://en.araratbrandy.com/
https://de.wikipedia.org/wiki/Armenischer_Weinbrand
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